Mediation in der Schule
Aggressive Formen der Konfliktaustragung und Gewalt in der Schule sind in den letzten Jahren immer mehr in das Bewusstsein der öffentlichkeit gerückt. Während Experten Ursachenforschung betreiben, sind LehrerInnen, DirektorInnen, SchulpsychologInnen und Eltern mit den konkreten Konflikten im Alltagsleben der Schule konfrontiert. Es ist in diesem Zusammenhang nicht von primärer Bedeutung ob die aggressiven und gewalttätigen Auseinandersetzungen tatsächlich zunehmen oder ob es eine höhere Sensibilisierung für diese Problematik gibt. Sowohl Eltern als auch Pädagogen suchen verstärkt nach Konzepten der Konfliktintervention und Konfliktprävention. Ihr Anliegen ist es, in Konflikten handlungsfähig zu sein und sowohl Tätern als auch Opfern zu helfen. Langfristig sollten Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt werden, Konflikte gewaltfrei auszutragen.
Durch das spezifische soziale System einer Schulklasse - die Schule ist Pflicht, der Unterrichtsstoff wird vorgegeben, die Bewertung erfolgt durch Noten - und das Zusammentreffen von SchülerInnen mit sehr unterschiedlicher Sozialisation, entstehen häufig Konflikte. Ein Zaubermittel gegen die Aggressivität an unseren Schulen gibt es nicht. Es gibt jedoch Modelle der Intervention und Prävention, die sich in anderen Ländern bereits bewährt haben. Die erste Schulmediation wurde 1972 in New York von einer Quäkergruppe gegründet und hat sich über das ganze Land verbreitet. Seit Beginn der 90iger Jahre gibt es auch in Deutschland Schulmediationen. In Österreich gibt es seit einiger Zeit ebenfalls Mediation in und für Schulen.
Die bisherigen Alltagserfahrungen sind so ermutigend, dass weiteres Engagement in diesem Bereich sich offensichtlich lohnt.
Streitende, die gemeinsam an einem Schlichtungsprozess teilgenommen haben, geraten sehr selten wieder in erneute ernsthafte Streitigkeiten. Insgesamt wird an diesen Schulen von den Lehrerinnen und Lehrern eine deutlich abnehmende Gewaltbereitschaft registriert.
Fallbeispiel:
Auf dem Schulhof kommt es zwischen zwei 12jährigen Buben zu einem Streit, in dessen Verlauf einer der Buben (A) den Anderen (B) so heftig gegen den Brustkorb tritt, dass dieser Atembeschwerden und eine kurze Ohnmacht aufweist. Eine Lehrerin nimmt sich der Kinder an und bietet ihnen an, den Konflikt mit Hilfe der an der Schule vorhandenen peer- group MediatorInnen zu klären. Die beiden Buben sind einverstanden und begeben sich gemeinsam zum Büro der "StreithelferInnen". Nachdem die Beteiligten Platz genommen haben, bitten die peer-group MediatorInnen die Beteiligten nacheinander den Vorfall zu schildern. Im Lauf des Gespräches werden sowohl der Streitablauf, als auch die Ziele und Gefühle der Beteiligten geklärt. Anschließend wurde eine Vereinbarung ausgehandelt und von den Anwesenden unterzeichnet.
Mit der Ziel- und Gefühlsklärung war es möglich, eine Betroffenheit herzustellen. In der Vereinbarung wurde festgehalten, wie die Beteiligten bei ähnlichen Situationen mit ihren Konflikten umgehen werden. Am nächsten Tag, wurde von den Klassenkameraden berichtet, waren A und B ein Herz und eine Seele.
Jeder Schüler ist bestrebt, unter Wahrung seiner eigenen Individualität, seinen Platz in der Gruppe zu finden. Durch das Ausleben der Gefühle in Konfliktsituationen entsteht ein Knäuel von Verwicklungen, deren Entwirrung nur durch den Eingriff eines regulierenden Dritten zufriedenstellend gelingen kann.